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Post aus Ecuador II

Brief 12.04.2022

In Ecuador heißen die Siedlungen außerhalb der Stadt Kommunen. Jede dieser Kommunen hat einen Präsidenten, der sozusagen die höchste Autorität besitzt. Er hat ein Auge auf die ganze Nachbarschaft, hilft Personen, die in schlechten Verhältnissen wohnen und ist in Kontakt mit dem Bürgermeister der Stadt. Zusammen mit der Familie, mit der ich hier wohne, haben wir mit dem Präsidenten einer Kommune gesprochen, die ganz in der Nähe unseres Hauses liegt. Er und auch andere Menschen haben uns darauf hingewiesen, dass es eine Familie gibt, in der die Mutter vor einigen Monaten gestorben ist. Der Vater ist Alkoholiker und stellt deshalb keine Vertrauens- oder Hilfsperson für die Familie da. Insgesamt sind es zehn Kinder, die sozusagen auf sich alleine gestellt sind. Die zehn Kinder sind nicht alle von diesen Eltern, dort wohnen auch Neffen und Nichten. Die Kinder sind im Alter von 6 Monaten und 18 Jahren. Ein 16-Jähriges Mädchen der Familie (zu sehen auf den Bildern), hat auch schon ein Kind, das nun ein halbes Jahr alt ist. Deshalb kann sie auch die Schule nicht mehr besuchen, obwohl sie das natürlich gerne möchte. Leider ist das hier öfter der Fall, weil Mädchen oft nicht richtig aufgeklärt werden. Die Familie wohnt in einem geliehenen Haus, das jedoch leider mehr einer Ruine als einem Gebäude gleicht. Mir diese Wohnsituation anzusehen, war bisher das härteste für mich. In diesem Moment wurde mir wieder bewusst, wie gesegnet meine Kindheit und mein Leben ist. Die älteren Brüder gehen schon zur Arbeit aber natürlich ist es Wahnsinn damit 10 Menschen zu ernähren. Sie haben uns gesagt, dass Essen das Wichtigste ist, das sie brauchen können, sodass sie Kinder vor und nach der Schule etwas Richtiges haben. Wir haben der Familie darauf Kleidung, Decken, Kissen, Handtücher, Hygieneartikel, Essen und Spielzeug gekauft. Dieser Moment, als wir den Kindern die gekauften Sachen gebracht haben, war ehrlich traurig und herzzerreißend. Die Kinder waren wirklich glücklich und ganz aufgeregt. Ich werde nun öfter zu dieser Familie schauen, um sie mehr zu unterstützen. Nochmal: Ich bin mehr als dankbar an alle, die es mir ermöglichen den Menschen hier zu helfen.

Vielen Dank und Liebe Grüße Anna Bichler

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